Jede Geburt ist einzigartig!

Fünf wunderbare Frauen und liebevolle Mütter von Kindern im Alter von 2 bis 50 Jahren verraten, was ihnen in ihren Schwangerschaften geholfen und unter der Geburt Kraft gegeben hat. Ein paar persönliche, offene und inspirierende Anregungen für diese so besondere Zeit vor, während und nach der Geburt.

 

Hanne (Jahrgang 1949) ist mit ihren sechs Kindern – zwei Krankenhausgeburten, zwei ambulante Entbindungen, zwei Hausgeburten – ein echtes Naturtalent in Sachen Geburt. Eigentlich könnte sie zu dem Thema ein ganzes Buch schreiben… Was für sie am wichtigsten war, bringt sie auf den Punkt:

„Meditation war und ist mein Weg, mich zu entspannen, auch im Alltag. Alle Geburten waren spontan und haben nicht lange gedauert. Die beiden Hausgeburten waren am schönsten, weil ich die Freiheit hatte, mich zu bewegen. Unter der Geburt hat es mir vor allem geholfen, so lange wie möglich herumzulaufen, Atemübungen zu machen und viel Ruhe zu haben. Jeder Schwangeren würde ich vor allem raten: ‚Hör auf dein Bauchgefühl.‘ “

 

 

Laraine lebt in einer charmanten Patchworkfamilie mit deutsch-französisch-kolumbianischem Background. Die beiden Geburten ihrer leiblichen Kinder hat sie als schön empfunden und würde sie jederzeit wieder so erleben wollen.

„Eine Geburt ist das Aufregendste im Leben und so gar nicht planbar. Daher ist die Geburt vermutlich immer eine gewisse Herausforderung. Aber ich habe mir selbst vertraut und Geschichten von anderen keinen Raum gegeben beziehungsweise nur den positiven Impulsgebern. Nach meiner Erfahrung würde ich mir keine bestimmte Vorgehensweise vornehmen, wie Badewanne oder Hocker, sondern es einfach auf mich zukommen lassen. Dann trifft man unter der Geburt genau die richtigen Entscheidungen, die in dem Moment passen. So erspart man sich auch Enttäuschungen.Mir persönlich hat es unter der Geburt geholfen, liebevolle Menschen um mich zu haben, die mich nicht bewerten oder mir ständig Ratschläge geben, sondern die einfach nur da sind.“

 

 

Als Marion vor 35 Jahren schwanger wurde, waren die ersten Monate etwas turbulent, weil es keine Wunschschwangerschaft war. Doch bald hat ihr die Entschlossenheit und das Ja zum Kind viel Kraft und Freude gegeben.

„Von Anfang an war für mich klar, dass ich mein Kind zu Hause bekommen wollte. Ich wollte in kein Krankenhaus, weil ich ja nicht krank war. Nach einer abgebrochenen Hausgeburt waren wir froh, ambulant und auch in Begleitung meiner Hebamme in der Praxisklinik meines Gynäkologen entbinden zu dürfen. Da ich genau wusste, dass mein Partner mich während der Geburt zu 100% vertritt, konnte ich weitestgehend loslassen und mich wirklich „nur“ mit der Geburt beschäftigen. Es ist wichtig, im Vorfeld mit dem Partner/BegleiterIn abzusprechen: ‚Wie handeln, auch wenn nicht alles perfekt verläuft‘ , damit sie in wirklich jeder Situation die eigenen Wünsche vertreten können. Mit einer Hebamme zu entbinden, zu der man vorab schon einen vertrauteren Kontakt aufgebaut hat, halte ich ebenfalls für sehr hilfreich. „Das Stillbuch“ von Hanna Lothrop fand ich sehr gut, weil das Stillen am Anfang nicht immer so easy ist, wie es nachher aussieht. Letzten Endes ist das Stillen die beste und einfachste Ernährungsform für Mutter und Kind.“

 

Sonja hat sich intensiv auf eine natürliche Geburt vorbereitet, sich aber auch viele Sorgen gemacht. Die Geburten ihrer Tochter und ihres Sohnes sind dann leider nicht so gelaufen, wie sie sich das gewünscht hat. Heute würde sie einiges anders machen und vor allem deutlich entspannter und achtsamer mit ihren Gedanken und Gefühlen umgehen.

„Im Nachhinein hätte ich mich in der ersten Schwangerschaft lieber weniger mit dem beschäftigt, was ich nicht will, und dafür mehr Vertrauen in mein Bauchgefühl haben sollen. Bei meiner zweiten Schwangerschaft war ganz deutlich zu spüren, wie wichtig es für mich war, mich um ein positives und optimistisches „Mind-Set“ zu kümmern und den Sorgen und Zweifeln, die so leicht kommen, nicht so viel Platz zu geben. Damit ging es mir in der ganzen Schwangerschaft so viel besser! Da bei beiden Kindern leider ein Notkaiserschnitt gemacht wurde, bin ich über die langen 20 Stunden mit Wehen bei meiner ersten Geburt so dankbar, denn so ist für mich das Geburtserlebnis irgendwie greifbar. Mir hat es Kraft gegeben, wenn ich mit den Wehen allein sein und mich auf meine Atmung konzentrieren konnte. Mein Rat an alle Schwangeren:Ihr könnt es euch aussuchen, mit welchen Dingen und Gedanken ihr euch umgebt. Macht es euch schön.“

 

Als Annetts erster Sohn drei Jahre alt war, kündigten sich gleich zwei Jungs auf einmal in ihrem Bauch an. Könnte sie die Zeit noch einmal zurückdrehen, so hätte sie ihre Geburtshaus- und ihre Klinikgeburt im Nachhinein gerne etwas mehr selbst in die Hand genommen, um alles in ihrem eigenen Tempo und mit weniger Druck von außen geschehen zu lassen.

„Was ich wichtig finde: Eine Hebamme zu haben, der man wirklich vertraut. Sich keine Angst machen lassen, was alles passieren könnte. Gebären ist etwas sehr Natürliches und braucht vor allem Entspanntheit. Ich habe nach wenigen Wochen die Frauenärztin verlassen, die mir prophylaktisch Antibiotika verschreiben wollte, und bin dann zur Vorsorge nur noch zu meiner Hebamme gegangen. Ich hatte für die erste Geburt ein Geburtshaus ausgewählt, bei den Zwillingen musste ich leider ins Krankenhaus.

Ich wollte meine Kinder unbedingt natürlich, vaginal, spontan gebären und mich nicht den Vorstellungen der Ärzte überlassen. Dabei hat mich meine Hebamme sehr unterstützt, die ich mir vorher unter diesem Gesichtspunkt ausgewählt hatte.

In der Schwangerschaft und bei der Rückbildung hat mir Cantienica®-Training geholfen, Rückenschmerzen zu verhindern und nicht durchzuhängen – und das Tanzen! Schön fand ich, die Bewegungen der Kinder zu spüren und die Ausbeulungen am Bauch zu beobachten. Das Buch „Auf der Suche nach dem verlorenen Glück“ hat mich sehr inspiriert, ebenso der Kontakt zu anderen jungen Müttern, meine Pekip-Gruppe und mein Umfeld.

Mein Rat an alle Mamas: Lasst euch und euren Kindern Zeit beim Ankommen: Wartet, bis die Nabelschnur auspulsiert hat, und wenn es nur irgendwie geht, stillt eure Kinder – das ist die beste Nahrung in jeder Hinsicht. Tragt euer Kind so viel wie möglich am Körper und lasst es in eurem Bett schlafen. Die Bindung ist so wichtig. Das Kind braucht keine perfekte Umgebung wie Kinderzimmer, Gitterbett, toller Kinderwagen. Es braucht den Körper der Mutter und Nähe. Je entspannter die Mutter sein kann, desto entspannter kann auch das Kind sein.“

 

Weitere „Mama-Tipps“:

Atem- und Singübungen nach Leboyer · Mit geschlossenen Augen in der Badewanne im Wasser liegen und sich vorstellen, dass das Baby jetzt mit genau diesem Gefühl in einem liegt · Sich viel Zeit nehmen, um in sich hineinzuspüren und zur Ruhe zu kommen · An sein Glück glauben · Stoffwindeln benutzen · Bis zum 6. Monat voll stillen

Literaturempfehlungen: „Auf der Suche nach dem verlorenen Glück“ von Jean Liedloff · „Ein Kind entsteht“ von Lennart Nielsson · „Das Stillbuch“ von Hanna Lothrop

Alle Fotos: © privat