Mentale Geburtsvorbereitung für eine angstfreie Geburt

Wenige Momente im Leben führen uns die Bedingung menschlichen Daseins so vor Augen wie eine Geburt: Dass sie auf uns zukommt ist gewiss, wann und wie genau ist ungewiss. Es ist diese Ungewissheit, die uns Angst macht. Und es ist diese Angst, die verhindert, dass wir uns dem Prozess des Lebens, in diesem Fall der Geburt, vertrauensvoll hingeben.

Sorgen tauchen auf, der Herausforderung nicht gewachsen zu sein, Befürchtungen, dass etwas passiert - und Gefühle des Ausgeliefertseins haben wir nicht gelernt, auszuhalten. Weder Ärzte noch Geburtsvorbereitungskurse können auf individuelle Ängste wirklich eingehen – dafür fehlt die Zeit. Und dabei bedingen gerade diese Ängste den Teufelskreis aus Anspannung und Schmerz, der den Verlauf einer Geburt erheblich erschweren kann.

Notwendig für eine Geburt ist der Kontakt zu sich selbst und zum Kind, das Vertrauen in den Prozess und die Fähigkeit loszulassen. Also: Als werdende Mutter spüre ich, was mein Kind und ich bei der Geburt brauchen, mein Körper und das Kind wissen, wie alles in optimaler Weise abläuft – und ich mische mich nicht ein.

Während die Medizin fehlendes Vertrauen durch Kontrolle (Wunschkaiserschnitt) und Risiko-Minimierung (Überwachung) herzustellen versucht, konzentrieren sich Techniken wie Schwangeren-Yoga und Hypnobirthing auf den Kontakt zum Körper und das Erlernen bewusster Entspannung.

Mentale Geburtsvorbereitung setzt bei der Angst an. Die Situation der bevorstehenden Geburt wird als Möglichkeit verstanden, Angstmuster aufzuspüren und aufzulösen. Dadurch wird eine Sicherheit gewonnen, die Vertrauen schafft. Der Geburt kann selbstbestimmt und zuversichtlich begegnet werden. Da, wo keine Angst ist, kann vertrauensvoll losgelassen werden.

Die Herausforderung der Geburt wird so zur Chance, sich langfristig, also über die Geburtssituation hinaus, von einschränkenden Mustern zu lösen. Der große Gewinn besteht darin, während der Schwangerschaft nicht nur ein Kind in sich wachsen zu lassen, sondern selbst auch über sich hinaus zu er-wachsen.
 

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Joanna Gröning
Raum für Entwicklung
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