Gewaltfreie Kommunikation

Von Erziehung (Wolfssprache) und Beziehung (Giraffensprache) 

 

Illustration: © SNOB desillustration

Im Zuge einer Elternschaft kommen wir zwangsläufig in die Situation, uns über die Erziehung unserer Kinder Gedanken zu machen. Was uns dabei – aller Individualität zum Trotz – vermutlich allen gleich ist: Wir wünschen uns, dass sich unsere Kinder zu einfühlsamen, selbstbewussten, achtsamen und sozial kompetenten Erwachsenen entwickeln. Doch wie klappt das am besten? Durch Erziehung? Durch Beziehung? Oder beides? Seit ich die Gewaltfreie Kommunikation (GFK) nach M. Rosenberg kennen- und schätzen gelernt habe, bezweifele ich, dass „Erziehung“ tatsächlich förderlich ist, solange die Idee des „Erziehens“ beinhaltet, dass ich weiß, wie mein Kind sein sollte und was gut für mein Kind ist. Denn dann habe ich Konzepte darüber im Kopf, „was sich gehört“, „was man tun soll und was auf keinen Fall!“. Findet auf diese Art Erziehung statt, werden Methoden wie Belohnung und Konsequenz, Angst, Verbreitung von Schuld- und Schamgefühlen genutzt, die sich in der Art, wie wir sprechen, widerspiegeln, z.B. in Form von

• Analysen und Bewertungen „Dein Problem ist, dass... du ... bist.“ 

• Verallgemeinerungen, Pauschalisierungen „immer, nie, typisch...“

• Drohungen „Wenn du ... (nicht) machst, dann ...“

• Vergleichen „Das andere Kind hat doch auch...“
 

So lernen die Erzogenen, die Welt einzuteilen in Gut und Böse, in Richtig und Falsch. Sie lernen, dass bestimmte Gedanken, Gefühle und Bedürfnisse okay sind und andere nicht! Das führt dazu, dass bestimmte Gefühle und Bedürfnisse ignoriert oder gar unterdrückt werden, und das kann über kurz oder lang krankmachen. Am einfachsten lernen Kinder (und generell Menschen), wenn sie sich verbunden und wohl fühlen, also wenn sie in Beziehung sind und wir ihnen wertschätzend, auf Augenhöhe und in Gleichwürdigkeit begegnen. Dafür ist es notwendig, dass wir Eltern unsere alten, angelernten Denk- und Sprachmuster aufgeben und uns nicht hinter einem „Das hat mir auch nicht geschadet!“ verstecken. Dies ist ganz gewiss keine einfache Aufgabe, aber aus eigener Erfahrung eine sich lohnende, da sie mit einer immensen Beziehungsqualität einhergeht. In Beziehung sein zum Kind UND zu sich selbst kann sich dann z.B. so anhören: „Ich sehe, du willst nicht Zähne putzen. Ist dir das unangenehm, weil du gern selbst darüber entscheiden möchtest, was in deinem Mund passiert? Weißt du, ich mach mir Sorgen, wenn du nicht Zähne putzt, weil mir total wichtig ist, dass unsere Zähne gesund und heil sind. Können wir zusammen eine Lösung finden?“ 

 

Cäcilie BöhmigB.Sc. in Psychologie, HP für Psychotherapie,

Trainerin für Gewaltfreie Kommunikation,

T. 0160-90 91 00 19,

www.caecilie-boehmig.de,

facebook/instagram: cboehmig