Eine Geburt zu Hause?

Seitdem es Menschen gibt, bringen die Frauen ihre Kinder im eigenen Heim auf die Welt. Erst in den letzten 100 Jahren hat sich dies geändert. Denn mit der zunehmenden Technisierung und dem medizinischen Fortschritt verlagerte sich der Geburtsprozess mehr und mehr in die Krankenhäuser

 

Für Gerlinde Skupin sind Hausgeburten eine Herzenssache

 

So wichtig es ist, eine fortschrittliche flächendeckende Medizinversorgung zu haben, so schade ist es dennoch, dass das Thema Geburt immer weniger als etwas Natürliches angesehen und mehr und mehr mit Krankheitssymptomen, Risiken und regelmäßigen Kontrollen in Verbindung gebracht wird. Weniger als zwei Prozent aller Geburten in Deutschland findet in den eigenen vier Wänden statt. Schauen wir auf unsere holländischen Nachbarinnen, so wird dort das Gegenteil praktiziert.

Circa 30 Prozent gebären zu Hause. Und das mit Erfolg. Es scheint also gar nicht so riskant zu sein, eine Hausgeburt „zu wagen“. „Dass sich nur so wenige Frauen ,trauen‘, zu Hause zu gebären, liegt daran, dass ihnen von überall her suggeriert wird, wie gefährlich alles sei“, bestätigt Hebamme Ruth Briese vom Geburtshaus Schöneberg. „Dabei sollte man die Frauen lieber darin bestärken, Vertrauen in sich zu finden und angstfrei mit den tatsächlichen Risiken umzugehen. In den Niederlanden werden diese Dinge verstanden und umgesetzt.“

So kann eine Hausgeburt eine unglaublich bereichernde Erfahrung für die jeweilige werdende Mutter und auch den Rest der Familie sein.

 

Seit über 25 Jahren betreut Hebamme Gerlinde Skupin unter anderem Hausgeburten. Was diese Form der Geburt ihrer Meinung nach so besonders macht? „Meist verläuft alles in einer sehr ruhigen und konzentrierten Atmosphäre, wodurch die Frau ungestört ihren eigenen Rhythmus finden kann.“ So hilft die Anwesenheit der vertrauten Personen und die gewohnte Umgebung dabei, die Kräfte der Gebärenden gut zu stärken. Laut Gerlinde Skupin sind hierbei deutlich weniger medizinische Interventionen wie zum Beispiel Dammschnitte notwendig, „weil die Geburt selbstbestimmt im eigenen Tempo abläuft. Natülich kontrolliere ich als Hebamme regelmäßig die Herztöne des Kindes und gebe den Eltern bei Bedarf Tipps zu Positionen und möglichen Maßnahmen, aber in der Regel unterstütze ich die gebärende Frau lediglich in ihrer Wehenarbeit, schließlich ist die Geburt auch etwas völlig Normales. Und wenn das Kind da ist, können alle erstmal ankommen.“ So finden weitere Untersuchungen erst nach dem Stillen statt.

Fest steht, je selbstbestimmter die Geburt abläuft, desto mehr kann die jeweilige Frau auf sich, ihren Körper und ihr Baby hören und sich auf ruhige Weise auf die Ankunft ihres Kindes konzentrieren.  

 

Simone Forster