Baby, lass uns tanzen!

Tanzen als Geburtsvorbereitung? Warum nicht? In der Schwangerschaft ist alles geeignet, was der werdenden Mama gut tut. Das Sich-zur-Musik-Bewegen steht für Lebensfreude pur und bringt die Glückshormone in Wallung. Was kann es da Schöneres geben, als dem Baby im Bauch diese Freude zu vermitteln?

Salsa fürs Baby

Copyright Abb.: de Christ/salsa-fuer-schwangere.deBei Hebamme Maria Cecilia de Christ geschieht die Schwangerenvorsorge daher mit einer gehörigen Portion Schwung und Lockerheit, sodass den Kleinen im wahrsten Sinne des Wortes gleich eine Prise Salsa mit ins Blut gegeben wird ... Für die gebürtige Peruanerin, die seit 15 Jahren in Berlin lebt, sind es vor allem die lateinamerikanischen Tänze Salsa und Merengue, die eine werdende Mama gut auf den Tag X vorbereiten. Durch die vielen kreisenden Beckenbewegungen wird dem Baby der Weg in den Geburtskanal erleichtert, schließlich muss es ja irgendwann tiefer ins Becken rutschen. „Das ist wie mit einer Tüte Äpfel“, so die charismatische Powerfrau mit einem Augenzwinkern. „Wenn man sie rhythmisch schüttelt, rutschen die Äpfel tiefer hinein.“ Generell hat Maria Cecilia de Christ die Erfahrung gemacht, dass sportliche, bewegungsfreudige Frauen bessere und schnellere Geburten erleben. Denn: „Für die Geburt ist es wichtig, sich erst einmal selbst zu vertrauen, an die eigenen natürlichen Gebärfähigkeiten zu glauben, den Körper wahrzunehmen, sich und das Baby zu spüren. Das Tanzen fördert dieses Vertrauen in den eigenen Körper. Es verbessert die eigene Körperwahrnehmung, lockert und dehnt die Muskulatur und regt die Durchblutung an. So bekommt das Baby viel mehr Sauerstoff und die Frauen fühlen sich einfach gut und glücklich.“

Dank „Bauchtanz“ die weibliche Kraft spüren

Gleiches gilt auch für den orientalischen Tanz, der mit seinen hüftbetonten fließenden Bewegungsabläufen schon von selbst an den Liebes- und Geburtsakt erinnert. So hilft der „Bauchtanz“ sich wieder der eigenen Weiblichkeit bewusst zu werden und mit den Veränderungen des Körpers in der Schwangerschaft als Zeichen der Fruchtbarkeit selbstbewusst umzugehen. „Es ist in der Tat so, dass mit der Sensibilität für den eigenen Körper auch das Vertrauen in die weibliche Kraft wächst, was Ängste vermindern und die Geburt erleichtern kann“, so Amira Almaas, die Orientalischen Tanz in Kreuzberg anbietet und hier auch Schwangere in ihren sanfter ausgerichteten Kursen willkommen heißt. Das Feedback, das sie von ihren schwangeren Kursteilnehmerinnen bekommt, ist durchweg positiv: „Mir wird häfig berichtet, dass sich die Frauen durch das Tanzen wohler fühlen, weil sie sich selbst anders wahrnehmen. Viele empfinden auch eine Entlastung des Rückens, aber am meisten geht es um dieses Wohlbefinden und dass man bewusst etwas für sich und sein Baby tut.“

Wie bei Maria Cecilia de Christ lautet auch bei Amira Almaas das Motto: „Schwangere Frauen dürfen sich bewegen!“ Natürlich muss man auf die individuellen Neigungen und das jeweilige Schwangerschaftsstadium eingehen. Nicht alles geht zu jeder Zeit. Und Frauen, die an Schwangerschaftsbeschwerden leiden oder denen ihr „Bäuchlein“ besonders zu schaffen macht, sollten im Vorfeld abklären, inwieweit das Tanzen für sie möglich ist. Dennoch gilt: Wer sich „tänzerisch“ mit seinem Becken, Hüfte und Bauch, also all den Regionen, die das Baby unmittelbar betreffen, auseinandersetzt, kommt nicht nur sich selbst, sondern ganz bewusst auch seinem Baby sehr nahe.

Afrikanisches Tanzen als „Futter für die Seele“

Darüber hinaus weckt das Tanzen die Lebensgeister. Die Kraft der afrikanischen Rhythmen lädt ebenfalls dazu ein, sich voll und ganz der Bewegung hinzugeben. Seit 17 Jahren unterrichtet Annett Hofmann Tanz und Bewegung: „Tanz auf der Basis traditioneller und moderner afrikanischer Tänze ist sehr facettenreich. Manche Stile sind sanft und gemächlich, viele auch sehr dynamisch und kraftvoll. Alle zeichnet aus, dass der ganze Körper, jede Zelle involviert ist und mitschwingt. Für mich ist es Ausdruck des Seins und eine Umarmung des Lebens. Ein afrikanisches Sprichwort sagt: ‚Wer reden kann, kann singen. Wer gehen kann, kann tanzen.‘ Es braucht nichts Besonderes, um anzufangen.“ Einige von Annetts Schülerinnen tanzten während der Schwangerschaft weiter. „Wichtig hierbei ist, die Bewegungsintensität so zu dosieren, wie es mit dem Babybauch angenehm ist. Sich in Bewegung verbunden, leidenschaftlich und im Einklang zu fühlen, ist für das Baby sicher genauso bereichernd.“

Was das Tanzen gleich welcher Art letzten Endes mit einem macht, bringt Annett Hofmann in ihrem Credo treffend zum Ausdruck: „Bewegung, Tanz und Musik sind Seelenfutter. Sie lassen uns Emotionen ausdrücken, Energien erobern, Gemeinschaft erleben und den Raum zwischen Himmel und Erde genussvoll mit Lebendigkeit füllen.“ Und ist nicht gerade die Zeit der Schwangerschaft eine gute Gelegenheit, um so viel Freude und Glück in sein Herz und zu seinem Baby zu lassen wie nur möglich?

Simone Forster

Weitere Informationen:
www.salsa-fuer-schwangere.de
www.amira-almaas.de
www.afrotanz.org