Schmerzfreie Geburt? Was Angst und Schmerz miteinander zu tun haben und wie man diese überwinden kann

Wer sich mit dem Thema Geburt beschäftigt, merkt schnell, dass Schmerz und Geburt in unserer Vorstellung stark miteinander verknüpft sind. Und das ist auch nicht verwunderlich, wenn wir uns Geburten in Spielfilmen anschauen und Geburtsberichte lesen oder hören. Immer mehr Frauen berichten aber von selbstbestimmten, glücklichen und schmerzarmen oder sogar schmerzfreien Geburten.

 

Copyright: athurstock-shutterstockWie kommt das? Warum gibt es so unterschiedliche Erfahrungsberichte? Die richtige Vorbereitung kann hier alles verändern. 
Zunächst einmal ist es wichtig zu wissen, dass Angst und Schmerz im Geburtsprozess zusammenhängen. Das liegt daran, dass der Muttermund bei Angst kaum durchblutet ist und der Körper versucht, das Baby durch diese festen Muskeln zu drücken. Bei einer tief entspannten Mutter sind diese Muskeln allerdings weich und gut durchblutet, wodurch sich der Muttermund in seinem natürlichen Rhythmus geschmeidig und leicht öffnen kann. Hinzu kommt, dass Endorphine ausgeschüttet werden, wenn wir in einer tiefen Entspannung sind. Endorphine sind unser körpereigenes Schmerzmittel und wirken um ein Vielfaches stärker als Morphium. Je häufiger wir in einen tiefenentspannten Zustand gehen, desto mehr Endorphine werden ausgeschüttet. Wir können unseren Körper also trainieren und konditionieren.

In Geburtsvorbereitungskursen mit Hypnose können Schwangere beispielsweise lernen, wie sie selbstständig und sicher auch unter der Geburt in einen tranceartigen, hypnotischen Zustand gehen und darin bleiben können. Bei einer Geburt wird die Frau mit nie zuvor erlebten, intensiven Gefühlen konfrontiert, und in solch einem Seminar wird ihr gezeigt, wie sie sich bewusst darauf vorbereiten kann. Ähnlich wie sich Hochleistungssportler auf ihre Wettkämpfe mit Hilfe von Mentaltraining vorbereiten, können dies auch Schwangere tun: Sie lernen die Öffnung des Muttermundes und das gut durchblutete Gewebe zu visualisieren, sich auf tiefe Atemzüge in den Bauch zu konzentrieren und alle Muskeln aktiv zu entspannen. Wenn sie dies täglich üben, gewöhnt sich ihr Gehirn an diese inneren Reisen. Unter der Geburt gelingt es der Frau dann ganz leicht, in diesen tiefenentspannten Zustand zu gleiten. So kann sie selbstbestimmt und ihrer eigenen Kraft und Stärke bewusst Teil eines wundervollen Naturereignisses sein.


Kristin Graf arbeitet als Mentaltrainerin, Seminarleiterin und Hypnose-Coach mit Schwerpunkt Geburt. Sie lebt mit ihren drei Kindern in Berlin.
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