Auszeit für Mutter und Kind

Wochenbett: Zeit zum Erholen, Zeit fürs Baby

Das Wochenbett bezeichnet die Zeit, die eine Mutter braucht, um sich körperlich von der Schwangerschaft und Geburt zu erholen. Der Körper stellt sich in diesen sechs bis acht Wochen auf den Zustand des „Nicht-Schwangerseins“ um. Gleichzeitig ist das Wochenbett eine wichtige Zeitspanne, um als Familie zusammenzuwachsen. 

 

Abb: © paulaphoto/Shutterstock.com

 

Sicher, der Begriff „Wochenbett“ mutet altmodisch an. 

Er stammt aus früheren Jahrhunderten, in denen Frauen nach der Geburt mindestens eine Woche lang im Bett blieben und von der Großfamilie versorgt wurden. Obwohl Familien heute nur noch selten von „Wochenbett“ sprechen, hat es nach wie vor eine wichtige Bedeutung.

Gemeint ist damit die Zeit, die der Körper der Mutter braucht, um sich von den Strapazen der Schwangerschaft und Geburt zu erholen. Das dauert sechs bis acht Wochen – eine Zeit, der das Mutterschutzgesetz mit seinem absoluten Beschäftigungsverbot für Mütter in den ersten acht Wochen nach der Geburt Rechnung trägt. 

 

Im Wochenbett … 

… heilen Wunden

Die Stelle, an der die Plazenta, auch Mutterkuchen genannt, an der Gebärmutter gehaftet hatte, heilt ab. Bis sie sich vollständig regeneriert hat, sondert sie den Wochenfluss ab, der starken Periodenblutungen ähnelt. Auch Geburtswunden am Damm heilen, können beim Sitzen aber noch leicht schmerzen.

… verändert sich die Hormonproduktion

Wie zu Beginn der Schwangerschaft gibt es auch jetzt eine große Hormonumstellung. Die Produktion der stimmungsaufhellenden Endorphine geht genauso zurück wie der Östrogen- und Progesteronspiegel absinkt. Deshalb sind viele Frauengerade in dieser Zeit besonders labil. Oft fließen Tränen, während gleichzeitig der Gedanke vorherrscht: „Eigentlich müsste ich jetzt doch glücklich sein!“ 

„Vielleicht ist die Geburt nicht so verlaufen wie vorgestellt oder gewünscht. Vielleicht fühlt sich auch der Abschied von der Schwangerschaft wie ein Verlust an und muss erst einmal verarbeitet werden. Oder die neue Situation mit dem Baby kostet mehr Kraft als erwartet“, darauf weist die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) hin. Zu wissen, dass diese Gefühle zunächst einmal völlig normal sind, kann schon entlastend sein. Als frisch gebackene Mutter müssen Sie sich nicht jederzeit strahlend und aktiv der Welt präsentieren … 

… stellt sich der Körper auf „Nicht-Schwangersein“ um

… kommt die Milchproduktion in Gang

Nach der Geburt beginnt die Milchproduktion mit dem Kolostrum (Vormilch). Sie liefert dem Neugeborenen alles, was es für einen guten Start ins „Outdoor-Leben“ braucht: eine Menge Immunstoffe gegen die nun aufs Baby einstürmenden Viren und Bakterien, dazu spezielle, das Wachstum fördernden und lenkende Proteine (Zytokine), Vitamin A und Salz. Am besten wird die Milchbildung angeregt, wenn die Mutter ihr Kind immer dann anlegt, wenn es danach verlangt. Jetzt dem Baby einen Rhythmus aufzwingen zu wollen, wäre falsch. Sein Körper weiß am besten, wann es neue Energie benötigt.

 

Tipps, um Ruhe im Wochenbett zu finden

Tipp 1: Nein sagen

Natürlich ist das Interesse am Kind groß. Und das ist auch gut so! Doch das bedeutet nicht, dass frau pausenlos Besuch haben muss. Ihr Kind braucht keinen Rummel. Freundlich „Nein“ zu sagen, ist eine Fähigkeit, die der Mutter jetzt besonders zugute kommt. Und war sie es früher gewohnt, ihre Gäste mit einem leckeren Essen zu bewirten, dann darf sie sich klar machen, dass nun nicht der Zeitpunkt ist, etwas für andere tun. Vielleicht kann der Besuch statt des zehnten Stramplers einen selbst gemachten Salat und eine Spinat-Pizza  mit Ziegenkäse mitbringen? 

Tipp 2: Frühzeitig Hilfe organisieren

Am besten bereitet die junge Mutter die erste Zeit mit Baby schon vor der
Geburt vor. Großeltern, Patentante und Patenonkel freuen sich vielleicht zu hören, dass sie jetzt wirklich gebraucht werden. Vielleicht haben sie einmal Zeit, mit den Geschwisterkindern zu spielen und Ausflüge zu machen. Dabei ist wichtig, dass bei Geschwisterkindern nicht der Eindruck entsteht, abgeschoben zu werden – Nährboden für Eifersucht und Geschwisterrivalität. 

Geschwister sollten unbedingt am Baby-Glück teilhaben dürfen!

Tipp 3: Den Haushalt Haushalt sein lassen

Krümel auf dem Küchenfußboden und Wäscheberge tun niemandem weh. 

Vielleicht lässt sich für einen Grundputz zwischendurch mal ein Putzdienst organisieren? Es gibt vielleicht eine Freundin, die diesen Freundschaftsdienst gerne erledigt. Auch moderne Männer tun das gerne, wenn sie darum gebeten werden. Die junge Mutter jedenfalls sollte die ersten Wochen mit dem Neugeborenen genießen, statt die Wohnung zu putzen.  

 

Die Hebamme hilft im Wochenbett

Wie gut, dass es die Hebamme gibt! Schließlich entstehen so viele Fragen und
Unsicherheiten! „In den ersten zehn Tagen kommt Ihre Hebamme vielleicht
täglich (in einigen Fällen auch zweimal am Tag) und in den kommenden Wochennoch bis zu 16 mal, bis Ihr Kind acht Wochen alt ist, zu Ihnen nach Hause. Diese Hilfe kann zum Teil auch telefonisch geschehen, wenn am gleichen Tag kein Hausbesuch erfolgt“,
erklären Elke Mattern und Angela Schweer in „Schwangerschaft, Geburt und Stillzeit“. Sind darüber hinaus noch weitere Termine notwendig, können diese vom Frauen- oder auch dem Kinderarzt verschrieben werden. 

Bobby Langer

 

(Text gekürzt, Original und Fortsetzung mit dem Thema „Ernährung im Wochenbett“ 
in Bälde auf www.geburt.de !)