Geburt im Geburtshaus – geborgen trotz Corona

Mit den Einschränkungen rund um die Corona-Epidemie umzugehen, ist für alle eine Herausforderung. Geburten laufen trotz Shutdown.

Geburtshäuser haben die letzten Monate nicht nur ihre gute Arbeit kontinuierlich weiter geführt, sie verdienen durch die Art, wie Hebammen dort arbeiten, einmal mehr Aufmerksamkeit. Sie bieten einen Ort für eine sichere und persönliche Begleitung in verunsichernden Zeiten.

Geburtshäuser sind kleine, selbstständig organisierte Unternehmen. Alle die dort arbeiten, sind hoch engagiert für die Sache: Frauen eine selbstbestimmte Geburt zu ermöglichen und sie eins zu eins sicher zu begleiten. Alle Geburtshäuser haben sich seit März 2020 neben dem laufenden Betrieb kurzfristig an die Situation angepasst, ihre Hygienepläne auf Corona umgestellt und alle erforderlichen Maßnahmen gemanagt. Die Leitungen der Häuser haben gemeinsam mit den Hebammenteams haben sehr erfolgreich für Pragmatismus und gegen Panik gerungen. Das Sichten, Bewerten und Einschätzen der Quellen und Informationen des Robert-Koch-Instituts und der relevanten Fachgesellschaften hat es den Häusern ermöglicht, mit der Situation umzugehen, auch wenn der kurze Draht zu den zuständigen Gesundheitsämtern aufgrund von Überlastung nicht immer möglich war.

Im Netzwerk der Geburtshäuser sind viele Häuser Mitglied, die in dieser Zeit in besonders engem Austausch miteinander stehen und sich gegenseitig mit Erfahrungen und best practice unterstützen. Dazu gehörte zum Beispiel auch die Organisation von Schutzkleidung, die zeitweise nur sehr schwer zu bekommen war.

So ist die Arbeit der Geburtshäuser ausdrücklich zu würdigen. Auch wenn hier nur ein kleiner Anteil der Geburten betreut wird, werden dadurch trotzdem die Krankenhäuser entlastet – und in einer solchen belasteten Zeit wie dieser gilt das erst recht, denn Geburtshäuser machen Angebote, die einen Klinikaufenthalt zu vermeiden helfen.

Im Gegensatz zu einigen Krankenhäusern war es den Geburtshäusern immer möglich, zur Geburt eine Begleitperson zuzulassen, so wie es die Länderverordnungen ausdrücklich vorgesehen hatten. Bei einigen betroffenen Frauen und ihren Begleitpersonen, vor allem wenn es sich um eine erste Geburt handelte, hat die plötzliche Konfrontation mit der Tatsache, die Geburt alleine durchleben zu müssen, Wut, Angst und Verzweiflung erzeugt. Es gab Versuche, von der Geburt in der Klinik umzuschwenken auf ein Geburtshaus oder eine Hausgeburt, was so kurzfristig nicht möglich ist – eine außerklinische Geburt muss gut geplant sein. Vielleicht kann dies aber ein Impuls für die Zukunft sein: geschützte Orte und eine sichere Begleitung für Geburten nicht automatisch mit „Krankenhaus“ zu assoziieren.

 

Christine Bruhn,

Geschäftsführerin Geburtshaus Charlottenburg GmbH und

Vorstand im Netzwerk der Geburtshäuser e. V.,

www.netzwerk-geburtshaeuser.de