An die eigenen Stärken andocken

– so wichtig wie schon lange nicht mehr!

Alle haben wir eine lange Corona-Zeit hinter uns und hoffen, dass sich die Entwicklung in mehr Entspannung und Normalität fortsetzt. Im Geburtshaus Charlottenburg, wie in allen anderen Geburtshäusern, sind im letzten Jahr genauso viele Kinder geboren, Frauen, Partner*innen betreut und in der Familienwerdung begleitet worden wie in den Jahren zuvor.

Abb.:© www.stock.adobe.com/L. Klauser

Wenn wir die Kapazitäten gehabt hätten, wäre noch mehr möglich gewesen, aber die Plätze in der außerklinischen Geburt sind nach wie vor begrenzt.

Viele merken in dieser Zeit sehr deutlich, dass wir Menschen nicht dazu gemacht sind, alleine auf einer einsamen Insel zu leben. Sondern dass die Nähe zu anderen, der Kontakt und Austausch wichtig sind, um gesund und optimistisch zu bleiben. Und wenn es gerade hier zu Einschränkungen kommt, ist es umso wichtiger, das eigene Befinden, die Bedürfnisse und Wünsche wahrzunehmen und sich selbst gegenüber aufmerksam und liebevoll zu sein. Das bedeutet nämlich, in Kontakt zu sich selbst zu sein – eine Voraussetzung dafür, auch wieder in Kontakt mit anderen zu kommen.

Zum Glück zwingen uns die natürlichen Abläufe rund um die Schwangerschaft, die Geburt und die Zeit mit dem Neugeborenen dazu, uns zu besinnen auf unsere körperlichen, seelischen und geistigen Kräfte und Ressourcen. Und das ist ein wunderbarer und wichtiger Anknüpfungspunkt.

Rund um die selbstbestimmte Schwangerschaft und Geburt ist die informierte Entscheidung wichtig. Wir möchten alle genau „Bescheid“ wissen und ganz häufig sind damit Informationen von außen gemeint:

  • Wie verläuft eine Geburt?
  • Wie sicher ist der Geburtsort?
  • Was muss ich tun in der Schwangerschaft, was soll ich lassen?
  • Was sagt meine Hebamme, meine Gynäkolog*in?...

Genauso wichtig ist aber der Blick ins eigene Innere: Informationen ab- zuwägen, das innere Bauchgefühl zu beachten und sich bewusst für den eigenen Weg zu entscheiden – also in Kontakt mit sich selbst zu sein.

Wir in den Geburtshäusern merken, dass diese Selbstbestimmtheit enorm wichtig ist. Der Bedarf an außerklinischen Geburten ist nach wie vor höher als das Angebot. Frauen wollen ihre Kinder selbstbestimmt, in Kontakt mit sich auf die Welt bringen – und dennoch sicher. Es gründen sich neue Geburtshäuser in ganz Deutschland. Und bei den vielen Veränderungen in der Geburtshilfe bleibt die Eins-zu-Eins-Betreuung – beste Voraussetzung für „in Kontakt sein“ – der Sicherheitsfaktor Nr. 1.


Dr. Christine Bruhn,

Geschäftsführerin Geburtshaus Charlottenburg GmbH und

Vorstand im Netzwerk der Geburtshäuser e.V.

www.netzwerk-geburtshaeuser.de