Selbstbestimmung – Ein kostbares Gut!

Der Berliner Frauenpreis 2022 ging an Prof. Dr. Mandy Mangler, eine Gynäkologin, die sich für die umfängliche Selbstbestimmung der Frauen über ihren Körper einsetzt. Sie bekam den Preis für ihre innovative Aufklärung zur Frauengesundheit und ihr Engagement für mehr Gleichberechtigung.

Es ist so wichtig, dass es Menschen wie sie gibt, die sich klar positionieren, auch wenn es Gegenwind gibt. Denn Autonomie bei Gesundheitsthemen wird bei Frauen gerne in Frage gestellt. Die Entscheidung, das eigene Kind in einem Geburtshaus oder zu Hause zur Welt zu bringen, wird zum Teil sogar angefeindet oder mit völlig falschen Zahlen versucht in Misskredit zu bringen. Der Frau wird der Eindruck vermittelt, sie handele unverantwortlich und gehe ungeahnte Risiken ein. Zumal wir wissen, wie die Geburt eine Frau ermächtigen kann, wenn sie in Selbstbestimmung und unter Wahrung der Integrität in einem vertrauten Umfeld in 1:1 Betreuung stattfinden kann.

Foto © Prof. Dr. med. Mandy Mangler, Chefärztin der Klinik für Gynäkologie und Geburtsmedizin - Vivantes Auguste-Viktoria-Klinikum, Chefärztin der Klinik für Gynäkologie - Vivantes Klinikum Neukölln

Wir wissen, wie wichtig es in dieser empfindlichen Phase der Schwangerschaft und Geburt ist, den Fokus nicht auf Kämpfen auszurichten. An dieser Stelle trifft Frauen die Falschinformation, die Suggestion von Risiken, der Einfluss professioneller Personen, zu denen Vertrauen besteht, in besonderer Weise. Hier sind Frauen gefragt, die Frauen unterstützen: als Hebammen, als Freundinnen, als Gynäkologinnen – als Mentorin, Mütter, Töchter. Der Bereich Gynäkologie ist immer noch männlich geprägt – dabei ist gerade hier die weibliche Perspektive enorm wichtig: Frauen sollten unterstützt werden, ihre eigenen Ressourcen zu nutzen!

Die Geburt im häuslichen Umfeld oder im Geburtshaus ist ein Ort, der größte Sicherheit bietet und ein Gegengewicht zu der interventionsreichen Geburtsmedizin darstellt. Vertrauen ist gut – Kontrolle ist besser? Ja, Kontrolle kann besser sein, wenn damit gemeint ist, Informationen rund um Geburt, Geburtsort, Geburtsvorbereitung und die unterstützenden Professionen, die zusammenwirken, noch einmal selbst zu überprüfen. Das ist eine Kontrolle im Sinne der Selbstbestimmtheit, nicht der Fremdkontrolle. Und es ist ein Appell daran, Zutrauen zu sich selbst zu haben.

Die wichtige Forderung einer 1:1 Betreuung ist nun sogar verankert im Koalitionsvertrag. Es lohnt sich aber, genau hinzuschauen:

  • Wie und wo möchte ich mein Kind zur Welt bringen?
  • Welche Unterstützung wünsche ich mir von wem und wo?

Hebammen, die Frauen schon in der Schwangerschaft begleiten, können enorm wichtige Unterstützerinnen sein. Ein Geschenk ist, wenn auch die Gynäkolog*innen, zu denen Frauen ja bereits ein Vertrauensverhältnis haben, in die gleiche Richtung ziehen.

 

Dr. Christine Bruhn, Geschäftsführerin Geburtshaus Charlottenburg GmbH und Vorstand im Netzwerk der Geburtshäuser e.V.

www.netzwerk-geburtshaeuser.de

 

 

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