„Wir Frauen können das!“

Eine Doula ergänzt die Arbeit einer Hebamme und steht nicht in Konkurrenz zu ihr. Sie ist für das seelische Wohl der Frau zuständig und bestärkt die werdende Mutter in ihrem Vertrauen in die ureigene weibliche Kraft des Gebärens. Ilona Troncoso ist von Herzen Doula in Berlin und sieht sich selbst als „Geburtsprägungsbegleiterin“.

 

 

 

 

Abb: © Philipp Potocnik/unsplash.com

 

Doula“ heißt wörtlich übersetzt „Dienerin“. Warum braucht eine Frau in der Schwangerschaft, unter der Geburt und auch im Wochenbett eine Dienerin an ihrer Seite? Kann sie es denn nicht alleine?

Ilona Troncoso: Grundsätzlich würde ich sagen, dass eine Frau sehr wohl allein gebären kann. Das ist uns Frauen als innerste Information gegeben. In unserer Welt zeigt sich, dass wir uns diesem uralten Wissen aber nicht bedienen und oft mehr auf Ärzte hören als auf uns selbst. Viele Frauen haben verlernt, sich selbst zu vertrauen. Auch ist die Geburt ein zutiefst spiritueller sowie emotionaler Prozess. Es ist eine große Ernennung für den nächsten Schritt in die Weiblichkeit, ein bedeutender Übergang für die Frau zur Mutter als auch für die Seele ins Menschsein. Eine Doula kann helfen, zu halten, sich zu erinnern, zu vertrauen und mutig zu sein. So kann die werdende Mutter alle Aspekte gestärkt erleben. Wir Doulas dienen wahrlich diesem heiligen Prozess der Mutterschaft.

Wie würdest du deine Arbeit als Doula beschreiben?

Ilona Troncoso: Als Doula begleite ich die werdenden Mütter in der Schwangerschaft, im Wochenbett und einige auch darüber hinaus. Es gibt auch Doulas, die bei der Geburt dabei sind. Eines meiner Lieblingsrituale ist die Geburtsschließung mit dem Rebozo nach 40 Tagen nach der Geburt. In einem 1 1/2-stündigen Ritual wird die Frau in Rebozotücher eingebunden und das Erleben der Schwangerschaft und der Geburt integriert. Auch das, was belastend oder traumatisch war, darf gesehen werden. Was ich nicht kann und darf, ist Hebammenleistungen abzudecken. Als Doula kümmere ich mich um die Mutter. Ich kann ihr nicht sagen, wie es ihrem Baby geht. Aber ist sie gesund, geht es ihr seelisch gut, hat das positive Effekte auf das Baby.

Welche Ratschläge würdest du einer Frau konkret geben?

Ilona Troncoso: Für die Schwangerschaft würde ich der Frau raten, zu lernen, so tief zur Ruhe zu kommen, wie es ihr nur möglich ist und sich mit ihrem Atem zu verbinden. Unter der Geburt sollte sie sich viel Privatsphäre schaffen. Es sollte dunkler sein, eine liebevolle, ruhige Umgebung, kein Stress. Fürs Wochenbett würde ich der Frau empfehlen, sich zu erlauben, gar nichts tun zu müssen. Auch keinen Kaffee kochen und Kuchen backen für die Verwandtschaft. Es geht einzig und allein darum, dass sie sich wohl fühlen kann.

Es heißt, das ganze Lebensglück des Kindes hängt von der Schwangerschaft ab ...

Ilona Troncoso: Es ist eine große Verantwortung, die wir Frauen tragen. Aber es ist auch gut, zu wissen, dass wir so viel in der Hand haben, mit den Prägungen des Lebens umzugehen. Diese fangen schon bei der Empfängnis an. Ich halte es für wichtig, in der Schwangerschaft ein Umfeld zu haben, in dem die Geburt als ein kraftvoller, positiver Akt und nicht als Horror gesehen wird.

Warum sollten Schwangere keine Angst vor den Wehen haben?

Ilona Troncoso: Der Körper einer Frau ist darauf ausgerichtet, mit den Wehen umzugehen. Ich würde noch nicht einmal sagen, „Wir müssen das ertragen“, nein: „Wir können das einfach!“. Zu wissen, „Diese wunderbaren Hormone kommen, die mir helfen. Ich bin mit meinem Kind zusammen. Ich habe jemanden, der mich begleitet.“, das hilft enorm. Es gibt Frauen, die empfinden bei der Geburt keine Schmerzen. Die haben eine andere Haltung zur Geburt und nehmen die Wehen anders wahr. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir die Wirklichkeit mit unseren Gedanken kreieren. Habe ich Angst vor Schmerzen bei der Geburt, bestätigt sich in den meisten Fällen meine Angst.

Wie eine selbsterfüllende Prophezeiung?

Ilona Troncoso: Ja leider. Wenn ich Angst habe und mir immer wieder ausmale, so wird die Zukunft werden, dann wird die Zukunft so. Ich meine jetzt nicht, dass man immer nur positiv denken muss, wenn man auch mal negative Gefühle hat. Aber ich muss darauf achten, wie sind meine Worte und Vorstellungen. Für eine gute Geburt ist es auf jeden Fall sehr wichtig, diese Angst anzuschauen: „Warum ist sie da und wie kann ich ihr begegnen?“. Die Schwangerschaft ist daher auch eine Einladung, sich mit den eigenen Prägungen auseinanderzusetzen.

Wie kann man negative Prägungen überwinden?

Ilona Troncoso: Verdrängte Emotionen können nicht nur unter der Geburt, sondern auch im Leben mit Kind urplötzlich hochkommen. Es ist wichtig, diese belastenden Gefühle zu verarbeiten. Ich persönlich arbeite in meinen Sitzungen gerne mit Hypnosereisen. Besonders berührend ist immer, wenn eine Frau in ihr Unbewusstes eintaucht und sich selbst in den Arm nimmt als Baby, das sie einmal war und diesem Baby all die Liebe gibt, die sie selbst gern gehabt hätte. Eine solche Befreiung ist sehr wertvoll sowohl für die Mutter als auch ihr Kind.

Was wünschst du dir für die Zukunft in der Geburtshilfe?

Ilona Troncoso: Ein Gesundheitssystem, das nicht darauf ausgelegt ist, Geld zu verdienen, sondern liebevoll Geburt begleiten darf. Wir sollten alle die Geburt wieder mehr wertschätzen und gewaltfrei gestalten. Hier wird die Basis gelegt, dass der weitere Lebensweg erfüllend und glücklich sein kann.

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