Loslassen – wichtig für die Geburt!

Wenn eine Frau unter der Geburt ihre Telefonnummer aufsagen kann, ist sie im falschen Modus. Dann ist ihre linke, rationale Gehirnhälfte aktiver. Für die Geburt besser wäre es, wenn sie die für die Emotionen und Gefühle, das Vertrauen und die Intuition zuständige rechte Gehirnhälfte aktivieren könnte. Doch wie übt man das Sich-der-Geburt-Hingeben und Angst-und-Anspannung-Loslassen?

Abb: © PantherMedia.net/Hannes Eichinger

 

Es ist wichtig, sich als Schwangere bewusst zu machen, dass die Geburt bereits mit der Schwangerschaft beginnt. Schon jetzt werden alle Weichen gestellt, um diesen intensiven hormonellen Prozess positiv zu beeinflussen. „Alles, was der Schwangeren gut tut, hilft den für die Geburt wichtigen Modus des Entspannens und Loslassens zu üben. Die Hauptaufgabe der Geburtsvorbereitung liegt in dem Üben dieses Zustandes“, rät die Schweizer Hausgeburtshebamme Kirsten Proppe. So können auf natürliche Weise die Hormone Oxytocin und Endorphine angezapft werden, die für die Geburt wichtig sind.

Oxytocin steht wörtlich für okys/„schnell“ und tokos/„Geburt“ = „leichte, schnelle Geburt“ und wird immer dann freigesetzt, wenn es um liebe- und lustvolle Gefühle und Berührungen sowie wohltuende Sinnesanregungen geht (z.B. singen, genussvoll essen, massiert werden). Und es ist zuständig für das Wehenauslösen und -intensivieren, die Anregung des Milchflusses und die Stärkung der Mutter-Kind-Bindung. Allerdings benötigt es zu seiner Entfaltung absolute Ungestörtheit.

Angst, Gedankenkreise und Anspannung, grelles Licht oder auch Frieren sorgen dafür, dass das Stresshormon Adrenalin die Ausschüttung von Oxytocin behindert. Um die Geburt nicht zu stören, muss sich die Frau daher an einen für sie sicheren und warmen Geburtsort begeben, an dem eine ruhige Atmosphäre herrscht und das Licht gedämpft ist.

Besonders wichtig ist es auch, dass sich die Schwangere im Vorfeld mit ihren Ängsten auseinandersetzt. Sich gezielte Informationen über das Geburtsgeschehen einzuholen, eine vertrauensvolle Geburtsbegleitung und alles, was entspannt und beruhigt – von Yoga über Hypnose, Mediation bis hin zur Bindungsanalyse –, hilft dabei, mehr Zuversicht für die Geburt zu entwickeln.

Laut Grantly Dick-Read (1890-1959), einem Pionier der natürlichen Geburt, ist es sogar möglich, eine schmerzfreie Geburt zu erleben. Voraussetzung hierfür ist, dass die Gebärende frei von Angst und sowohl körperlich als auch geistig entspannt ist. Hat sie Angst, spannt sie sich an und verkrampft. Das blockiert die Arbeit der Gebärmutter mit der Folge, dass die Wehen weniger wirksam werden, der Geburtsprozess in die Länge gezogen wird und Schmerzen entstehen. Oberstes Gebot in der Schwangerschaft ist daher: sorgenfrei, entspannt und voller Freude schwanger zu sein!

Simone Forster