„Stillen ist wie Tanzenlernen“
„Wichtig sind Körperkontakt, die Liebe zueinander und ein gemeinsamer Rhythmus. Zu Beginn sind beide manchmal unbeholfen, doch wenn beide die Schritte können, finden sie zueinander und werden eine Einheit.“ (M. Orlowski)
Abb: © panthermedia.net/evgenyataman
Für die Bindung und das Stillen gibt es nichts Besseres als ausgiebigen Mutter-Kind-Hautkontakt unmittelbar nach der Geburt. Durch sofortiges Kuscheln und frühes Anlegen werden beide auf zärtliche Weise miteinander verbunden und zugleich die Milchproduktion angekurbelt. Ist der Stillstart erst einmal geglückt, steht einer wochen-, monate-, ja sogar jahrelangen gemeinsamen Stillbeziehung nichts im Wege. Dabei ist das Stillen weit mehr als bloße „Raubtierfütterung“. Es spendet Wärme und Nähe, erzeugt Geborgenheit und Urvertrauen, setzt Glücksgefühle frei und das Kind bekommt das, was es am meisten braucht: Mama, Mama und noch mehr Mama.
Doch Muttermilch hat noch weitere Vorteile. Für das Kind ist sie wie eine Art Entwicklungszaubertrank, der aus sämtlichen wichtigen Nährstoffen, Eiweißen, Fetten, Kohlenhydraten, Mineralstoffen, Spurenelementen und Vitaminen besteht. Sie stärkt das Immunsystem des Babys, schützt es vor Krankheiten und Allergien und ist immer bedarfsgerecht, perfekt temperiert und leicht verdaulich verfügbar. Für die Mutter geht das Stillen meist mit wohligen Hormonausschüttungen einher. Oxytocin bringt ihre Mutter- und Liebesgefühle zum Fließen und hilft bei der Gebärmutterrückbildung. Prolaktin sorgt für Entspannung und gibt ihr die nötige Gelassenheit im Alltag mit Kind.
Erstaunlich ist, dass jede Stilleinheit bereits die nächste in Gang setzt: Je häufiger das Kind trinkt, desto mehr Milch wird produziert. Zu Beginn sind alle zwei Stunden tags- und nachtsüber normal. Vor allem nachts wollen viele Babys öfter trinken, um sich so ihre Ration für den Folgetag zu sichern. Wie oft ein Kind an Mamas Brust muss, „weiß“ allerdings das Baby selbst am besten. Es gilt, schon bei den ersten Hungerzeichen wie Schmatzen, Am-Finger-Lutschen und verstärkter Unruhe zu reagieren und nicht zu warten, bis das Kind vor Hunger weint.
Die Milchquelle versiegt im Übrigen erst, wenn entweder die Mama in rauen Mengen Pfefferminz- und Salbeitee trinkt, sie unter extremem Stress steht oder ihr Baby immer weniger anlegt und andere Nahrung zufüttert. Manche Kinder stillen sich im Laufe der Zeit von selbst ab, bei anderen muss das Mama-Kind-Stillteam entscheiden, wann der Stillabschied gekommen ist. Aber egal, was Familie, Freunde und Bekannte sagen, eine Mama darf so lange stillen, wie es sich für sie und ihr Kind richtig und gut anfühlt. Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt neben dem ausschließlichen Stillen bis zum 6. Lebensmonat ein Weiterstillen bis zum 2. Geburtstag und darüber hinaus.
Simone Forster